Herr G. sitzt fest. Sein Fernsehsessel hat ihn gefangen. Kein böser Zauber ist's, der Herrn G. plötzlich an seinen Stuhl fesselt. Nein, bloss seine schmerzenden Gelenke hindern ihn, sich wie sonst üblich, auf den Lehnen hochzustemmen und aufzustehen.
Herr G. bleibt eine Weile sitzen und macht sich Gedanken. Eigentlich will er aufstehen, um etwas zu essen. Schon öfter hat er gehört, er müsse wohl bald ins Heim. In seinem Zustand. Das sei nicht mehr tragbar. Ist es jetzt so weit? Im Sessel verhungern oder ab ins Heim, wo stets jemand da ist, der ihm aufhilft?
Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf Herrn Gs. Lippen, und er greift nach dem Bedienungskästchen für seinen Sessel. Ein Knopfdruck und der elektrische Motor hebt den Sessel an, kippt ihn nach vorn. Dank der Aufstehhilfe kann Herr G. sich fast mühelos aus seinem Sessel 'befreien'. Das Heim muss warten.
Frau S. schwebt. Unter ihr, zum Greifen nah, ziehen langsam die Wipfel der Bäume vorbei. Was für ein Gefühl, wenn nur die magische Kraft der ausgestreckten Arme dich dahinschweben lässt! Bis die gellenden Piepser des Weckers den Traum platzen lassen. Frau S. stürzt hinab auf den Waldboden, ... um weich in ihrem Bett zu landen.
Auch wenn der Wecker nun zu ihrem grössten Feind geworden ist. Endlich kann Frau S. wieder durchschlafen. Jahrelang haben sie die Rückenschmerzen aus dem Schlaf gerissen. Und das Aufstehen war eine Tortur. Verschiedene Therapien haben zwar Linderung gebracht, aber nicht wirklich geholfen.
Als letztes Mittel sozusagen, skeptisch und widerstrebend, kaufte sie sich eine 'anständige' Matratze. Die Schmerzen verschwanden. Einfach so durch gesundes Liegen. Das Aufstehen ist zwar immer noch nicht ihr liebstes Hobby. Aber daran ist jetzt der Wecker schuld.
Herr M. stand heute von seinem Computerarbeitsplatz auf und machte endlich mal die Übungen, die ihm seine Physiotherapeutin gezeigt hatte. Die verspannten Muskeln der Schulterpartie schmerzten so stark, dass er sich kaum mehr auf die Arbeit konzentrieren konnte. Das Stirnrunzeln des Chefs, der zufällig vorbeikam, liess jedoch nichts Gutes ahnen. Schnell musste M. sich wieder setzen und wenigstens so tun als ob.
Mit der Faust im Sack verliess M. das Büro und fand, dass jetzt die Zeit war, sich etwas zu gönnen. Also kaufte er sich einen Relax-Sessel mit Massagefunktion.
Nun liegt M. auf seinem Sessel und lässt sich geniesserisch durchwalken. In der cheffreien Zone seiner Wohnung lösen sich unter den abwechselnd zarten und energischen "Händen" seines Privatmasseurs Ärger und Schmerzen auf. Entspannt öffnet M. danach seinem Besuch die Tür. Dieser Abend wird gut ausklingen.